„Stopp. Zuhören. Begegnen.“

Willkommen im Gedenken und Erinnern, Sie verlassen die Vergessenheit.

Die Kunst-Ausstellung im öffentlichen Raum erzählt eine Geschichte von Widerstand und Resilienz im Kontext des Erinnerns an rechte, rassistische und antisemitische Gewalt in Nordrhein-Westfalen nach 1945.

Sie besteht aus einer temporären öffentlichen Skulptur der Künstlerin Cana Bilir-Meier, der Kuratorin Chana Boekle und der Grafikerin Silvia Troian sowie einer Sound-Installation der Künstlerin Talya Feldman und des Sounddesigners Carlos Ángel Luppi mit Aufnahmen von Ozan Ata Canani, Berivan Kaya und Microphone Mafia.  

Die Ausstellung ist in enger Zusammenarbeit mit lokalen Initiativen, Überlebenden und Familien von Opfern rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt entstanden, die an der Gestaltung der temporären öffentlichen Skulptur und der Sound-Installation unmittelbar beteiligt waren. Im Zentrum des Werks stehen ihre Erfahrungen, Kämpfe, Forderungen und Wünsche:

„Diese Ausstellung ist eine Einladung an die Gesellschaft sich mit den hier erzählten Geschichten auseinanderzusetzen. Sie interveniert im öffentlichen Raum, in dem die Geschichten von Resilienz und Widerstand im Kontext des Erinnerns und Gedenkens an rechte, rassistische und antisemitische Gewalt noch präsenter gemacht werden müssen. „Vergessenheit“ wird durch gesellschaftliche Strukturen hervorgebracht, die Zugang zu Ressourcen ungleich verteilen und Diskriminierung verursachen. „Vergessenheit“ ist auch aktives Handeln. Sie drückt sich aus in Beschweigen und dem Nicht-Wahrnehmen von Perspektiven. Das Schild ist eine Aufforderung „Nicht zu vergessen“ und sich in das Erinnern und Gedenken zu begeben. Dies sollte immer mit den Überlebenden und Angehörigen der Opfer rechter Gewalt gemeinsam passieren. Die Ausstellung möchte auch dazu einladen, weitere Geschichten zu erzählen. Sie fordert auf zu Solidarität. Erinnern heißt Verändern.“

Mit der Entscheidung, die gewaltvollen Zwangsräumungen der Stadt Duisburg von bulgarischen und rumänischen Rom:nja in die Ausstellung „Stopp. Zuhören. Begegnen.“ mit aufzunehmen, wurden tausenden ungehörten und unsichtbaren Überlebenden von Antiziganismus eine Stimme gegeben. Danke.

Was wir in Duisburg seit 2014 beobachten ist eine bürokratisierte, institutionelle Umsetzung der populären Forderung: „Ausländer raus.“

Seit 2014 werden in Duisburg unangekündigt, ohne eigenes Verschulden, und mit einer zeitlichen Frist von knapp vier Stunden unzählige Rom:nja auf die Straße gesetzt – ohne brauchbare Wohnalternativen und ohne irgendjemand, der sich um die traumatisierten Familien kümmert. Das Ziel ist Vertreibung, Verdrängung und Entrechtung.

Die Stadt Duisburg argumentiert, dass sie Menschen in Gefahr für Leib und Leben wegen fehlenden Brandschutz aus ihren Wohnungen rettet. Gefährliche Holztreppenhäuser werden z.B. als Argument genannt. Aber Holztreppenhäuser sind anscheinend nur für Rom:nja lebensgefährlich.

Die Betroffenen haben weniger Angst vor mangelndem Brandschutz bei nem Kurzschluss, als vor applaudierenden Nachbarn, die sich community-übergreifend zusammenschließen, wenn Rom:nja entrechtet und entwürdigt werden. Denn das ist brandgefährlich. Aber vor Rassismus und Antiziganismus schützt die Stadt nicht.

Die Ausstellung macht deutlich: wir schauen nicht tatenlos zu, wenn Menschen entmenschlicht und ermotdet oder von der Polizei umgebracht werden. Die communityübergreifende Solidarisierung wurde ins Rampenlicht gerückt. Und dahin gehört sie auch.

Zuhören, die Betroffenen ernst nehmen, und vor allem ein würdiges Leben für alle Menschen erkämpfen, ohne Vertreibung, Kriminalisierung, Ermordung.

Für die solidarische Gesellschaft der Vielen.

Die Ausstellung „STOPP. ZUHÖREN. BEGEGNEN.“ ist ein Projekt der Hochschule Düsseldorf – Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus/Neonazismus (FORENA) und wurde gefördert von der Landeskoordinierungsstelle gegen Rechtsextremismus im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie Leben!