Zwangsräumung am 09.02.2022, Gravelottestr. 39, 47053 Hochfeld

„Gut eineinhalb Wochen, nachdem die Taskforce der Stadt Duisburg das Haus
an der Gravelottestraße 39 geräumt hat (wir berichteten), suchen die
meisten Familien noch immer eine neue Wohnung. 55 Bewohner waren
betroffen, darunter viele Kinder. Bündnis 90/Die Grünen, die Partei „Die
Linke“ sowie der Verein „Solidarität der Vielen“ kritisieren die Stadt, dass sie
die ehemaligen Bewohner im Anschluss an eine Räumung nicht besser
betreut, sondern dies den Ehrenamtlichen überlasse.
In einer ehemaligen Gaststätte unweit des Hochfelder Markts sitzen sie
deshalb zusammen und beraten, wie es nun weiter geht.

Die Debatte flammte bereits nach vielen Häuserräumungen neu auf. Eine
Annäherung scheint nicht in Sicht – nachdem die Linken das Thema im der
jüngsten Ratssitzung wieder auf die politische Tagesordnung bringen
wollten, wurde eine Diskussion von den anderen Parteien abgelehnt.
Mittendrin befindet sich eine Familie. Die Mutter, ihr Mann und die sechs
Kindern haben in einer der Wohnungen in Haus Nummer 39 gewohnt. An
dem Mittwoch, als die Taskforce vor der Tür stand, mussten sie ihre
Habseligkeiten in ein paar Müllsäcke stopfen und das Haus verlassen. Fürs
erste sind sie bei Bekannten untergekommen. Eine feste Bleibe suchen sie
weiterhin. Eine Freundin der Familie, Casandra Raicu, hilft ihnen und
übersetzt.

Lena Wiese und ihre Mitstreiter vom Verein „Solidarität der Vielen“ haben
an der St.-Johann-Straße in Hochfeld eine neue Anlaufstelle geschaffen. Das
Vereinsheim fungiert für die Betroffenen zugleich als Meldeadresse. Nach
einer Räumung werden die Betroffenen ansonsten abgemeldet. „Für die
Menschen ist das eine Katastrophe. Sie bekommen weder Post noch
Bescheide vom Amt und die Zahlung von Kindergeld und anderen
Leistungen wird eingestellt“, schildert Lena Wiese. Nachdem sich der Verein
eingeschaltet habe, sei die Aufhebung der Leistungszahlung
zurückgenommen worden.